Systematisierung von Fangesängen:

Lieder

• das melodische Material kann überall her stammen (Folklore, Schlager, E-Musik, Hymnen, Popmusik - meist ist es älteren Datums)
• kommerziell produzierte, offizielle Lieder sind selten, da zu wenig subkulturell (z.B. "Fußball ist unser Leben" oder "We are the champions") - siehe unten!

Kurzgesänge

• melodisierte (Sprech-)Rhythmen,
• interaktive Gesänge, z.B. accelerando zum Anfeuern,
• langweilige Spielphasen überbrückend.

Rhythmen

• reine Sprechrhythmen,
• eigenständige Klatschrhythmen (z.B. Soccerrhythmus),
• mehrteilige Rhythmus-Kompositionen (Call and Response, komplexere Formen).

Thesenbildung (von Brink/Kopiez 1998)

• Fangesänge sind Teil einer Subkultur.
• Fangesänge besitzen die Merkmale von Volkskultur (Weiterentwicklung etc.).
• Fangesänge sind eine aktive Aneignung von Wirklichkeit (sowohl psychohygienisch bzgl. der Singenden als auch interaktiv mit dem Spielverlauf).
• Fangesänge stehen in Wechselwirkung mit der massenmedialen Inszenierung von Fußball.
• Fangesänge stabilisieren die affirmative gesellschaftliche Funktion von Fußball. [Diese These stammt nicht von Brink/Kopiez, da diese Autoren nicht den gesellschaftlichen und politischen Hintergrund von Fußball berücksichtigen. Kritik aus Seminaren an der Uni Oldenburg!]

Erklärungstheorien

• Psychologische Theorien: Erklärung aus der individuellen Psyche heraus.Tranecinduktion, Ritual, Magie (Fußballgötter). Singen als fundamentaler Ausdruck des Menschen (Urschrei-Theorie).
• Handlungs-Theorien: Erklärung aufgrund der Funktion des Singens. Emotionale Stütze der Spieler, Kommunikation mit den Mannschaften, Selbstvergewisserung innerhalb der Fangemeinde.
• Soziologische Theorien: Erklärung auf dem Hintergrund der Subkulturforschung. Gesänge als Teil eines Symbolsystems. Gruppendynamische Funktion innerhalb der Fangemeinde.
• Sozialpsychologisch/politische Theorien: Erklärung vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Funktion von Fußball (die Einheit der Nation verkleistert die sozialen Konflikte).