Der Name "Moog" steht technisch betrachtet für drei Begriffe: analog, modular und spannungsgesteuert. Mit Moog beginnt jene Ära der Elektronischen Popularmusik, die "mehr" ist als E-Gitarre, Effektgeräte, E-Piano, Hammond usw. Ermöglicht hat Moog dieses "mehr" dadurch, dass er zentrale Verfahren der computerisierten US-amerikanischen Studiotechnologien Elektronischer Musik (deren Gipfel ein "Synthesizer" genannte RCA-Großcomputer gewesen war) in ein überschaubar kleines und vor allem mittels Keyboard spielbares Gerät steckte, das mit einem Mini-Sequencer prädestiniert war für repetitive Strukturen. Die neue Ära Elektronischer Popmusik, später "Electronic Dance Music" (EDM) genannt, ist gekennzeichnet durch signifikante Stilrichtungen: "Switchen On Bach" (Carlos), "Synthipop" (Jarre, Tomita), "Psychedelic" (Tangerine Dream), "Ambient" (Eno) u.a. Selbst die Digitalisierung der Elektronischen Pop in den 1980er Jahren (siehe die 8. Stunde) und die Verlagerung der Musikproduktion in den virtuelle Sektor (siehe die 11. und 12. Stunde) konnten den besonderen Charme der "Moog-Ästhetik" nicht verdrängen: heute erleben modular-analoge (Hardware-)Synthesizer, die das Prinzip der Spannungssteuerung simulieren, ein erstaunliches Revival.
Vorgehen in einer 90-Minuten-Einheit: Vortrag zum Thema "Analogsynthesizer" mit Klangerkundungen der Teilnehmer/innen (45 Minuten), Einzel- oder Partnerarbeit zu sieben Musikstücken der Zeit 1968-1978 (30 Minuten), Diskussion (15 Minuten).
Basis des Vortrags ist die PowerpointPräsentation Ppt7. In diese Präsentation sind folgende Medien eingebunden und mit Bildern und Texte erläutert:
Erläuterung | Beispiel |
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Der 1955 gebaute "RCA-Synthesizer", ein zweistimmiger Computer, gesteuert durch Lochstreifen. | Die zweistimmige Fuge in F-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach: |
Der erste "Moog-Modular 3C" im Studio von Hand auf Tonband eingespielt von Walter Carlos, als "Switched On Bach" erschienen 1968. Moogs Kommentar auf Blatt 7. | Die zweistimmige F-Dur-Invention von Johanns Sebastian Bach, zunächst in einer Aufnahme mit Svatuslaw Richter am Klavier, fortgesetzt von Walter Carlos auf dem Moog-Modular 3C: |
Die Grundprinzipien eines modularen, spannungsgesteuerten Analogsynthesizers werden in diesem Video an der App "ModSynth" (für Android) gezeigt. Ein typischer Analogklang wird systematisch aus Bauteilen ("Moduln") zusammengesetzt. |
Youtube-Link |
Einige typische Basis-Analogklänge (mit Erläuterung) produziert am "Korg MS20". | |
Einge etwas komplexere Analog-Klänge produziert an dem virtuellen Synthesizer ("Moog-Modular" von Arturia). | |
Der Moog-Modular-Sequenzer, hier in einer virtuellen Simulation von Arturia. Gezeigt wird, wie man "step by step" Klangfarben verändern kann und dadurch interessante minimalistische Muster erhält, wie sie z.B. von Tangerine Dream und Keith Emmerson gerne eingesetzt worden sind. | Youtube-Link |
Zwei "Modular-Konzerte", die am 27. und 28.9.2019 in Berlin stattgefunden haben. Konzert 1: 6 selbst gebaute Modularsysteme. Konzert 2: Neben einer Sängerin arbeiten zwei Musiker an einem Synthi A von EMS und anderen alten Synthis. | Das Elektronische Orchester Charlottenburg (27.9.2019) und Late Night Modular Abend mit Lehn & Schott (28.9.2019) Youtube-Link Das Video hat HD-Format (1280x720px) |
Das Video "ModSynth" bietet die Möglichkeit, dass alle Teilnehmer/innen verschiedene Analogklänge am Smartphoine selbst modular zusammen stellen können. Im Video sowie in der Ppt7 wird dieser Aufbau systematisch am Beispiel des für Produktionen wie Jarres "Oxygene IV" charakteristischen Sounds erklärt.
Die in der Ppt7 vorgestellten Analogsynthesizer sind:
Moog 3C
Korg MS 10
EMS SynthiA
Sechs Musiktitel, in denen der Moog-Modular in den ersten Jahren 1969-1975 in unterschiedlichen Zusammenhängen, in verschiedenen Genres und auf unterschiedliche Weise verwendet wird. Alle Titel befinden sich auch auf der Playlist "EM2020 - Moog und die Folgen".
Musiktitel/Quelle |
Kurzkommentar über „Technik“ |
Mögliche Fragestellungen |
Walter Carlos 1968 „Chorale Prelude ‚Wachet Auf‘“ aus der LP „Switched On Bach“. |
Im Studio auf Tonband produziert, benutzt ausschließlich Moog’s Modular-System. Die LP verschafft dem Moog-Synthi weltweites Aufsehen. |
Nachahmung akustischer Instrumente oder eigenständige elektronische Klangwelt? |
George Harrison 1969 „No Time Or Space“ auf LP „Electronic Sounds“ |
Im Studio produziert, auf LP heraus gebracht. Das Solo-Album bleibt weitgehend unbekannt. |
Hört man den „Beatle“? Vergleich mit der Klangästhetik der EM Kölner Prägung! |
The Beatles 1969 „Here comes the sun“ aus der „Abbey Session“-LP |
Studioproduktion, bei der ein Moog 3C eingesetzt wird. Details: https://www.youtube.com/ watch?v=OB4Ofy5eVms |
Vergleiche den Einsatz des Moog hier mit der LP von Harrison zur selben Zeit! |
Wolfgang Dauner 1970 „Et Cetera“, Konzertmitschnitt FreeJazz-Treffen Ffm. und LP 1972 |
Live-Musik mit dem „Synthi A“ von EMS (einer Moog-Adaption). Dauner benutzt den Synthi als Effektgerät ergänzend zu E-Piano und Wah. |
Verhältnis von Wah-Gitarre, E-Piano und Synthi-Effekte? |
Emerson, Lake & Plamer 1970 „Pictures at an Exhibition“, Konzertaufnahme (Youtube) |
Live-Konzert. Emerson gilt als der erste bekannte Rockstar, der den Moog Modular intensiv einsetzt. Hier zusammen mit Hammond. |
Wie verteilt Emerson sein Keyboardspiel auf Moog-Modular und Hammond? |
Tangerine Dream 1974 „Phaedra“, gleichnamige LP und DVD 2017 |
Studioproduktion, aber auch für Live-Auftritte geeignet. „Phaedra“ ist nicht die erste, aber die „reinste“ Produktion von TD für Moog- und EMS-Synthis. |
Wo ist die Musik der Pop-, wo der „Kölner“ Ästhetik Elektronischer Musik verpflichtet? |
Isao Tomita 1975 „Pictures at an Exhibition“, gleichnamige LP |
Studio-Produktion als Weiterentwicklung der Idee von „Switched On Bach“. |
Gegenkonzept zu Emerson, Lake & Palmer? |
Aufgabenstellung: Bearbeitung der Fragen in der rechten Spalte (Aufgabenblatt 7).
Ergänzende Materialien: Die "Moog Story" nach André Ruschkowski. "Brian Eno. His Music aud the vertical color of sound" von Eric Tamm. Der vollständige Plattencover-Text von "Switched On Bach" (Ausgabe 1969),