MIRA, eine Komposition für das Bremer Gamelan und drei eigens eingestimmten Synthesizer. Kompositionsauftrag des Bremer Überseemuseums an Ulrich Götte aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums des Museums. Uraufführung am 9. November 1997 im Überseemuseum Bremen und anschließend zwei Aufführunen beim minimal-music-Festival in Kassel. Es spielten Musikstudent/innen der Universität Oldenburg (Einstudierung Cees Teeling) und Mitglieder der Bremer Gruppe „Arum Sih“ (Einstudierung Bettina Sahrmann). Dirigent: Ulrich Götte.
Die Bremer Gamelaninstrumente
Die Komposition MIRA von Uli Götte als künstlerisch-wissenschaftliches Forschungsprojekt
Was ist ein Künstlerisch-wissenschaftliches Forschungsvorhaben?
Wer den tranceinduzierenden und "schwirrenden" Gesamtklang eines Gamelanorchesters hört, hat den Eindruck,
dass diese Wirkung von der Klangfarbe der Instrumente herrührt. Diese Klangfarbe jedoch ist untrennbar
mit der (Tonhöhen-
"Mira" ist ein Versuch, den letztgenannten Fragestellungen außerhalb einer Laborsituation, d.h. "im wirklichen Leben", nachzugehen. Die Ergebnisse, gemessen in allgemeiner Resonanz bei den Mitwirkenden und beim Publikum sind einerseits ungenauer als die Ergebnisse der Laborversuche, andererseits aber realistischer. Sie stellen einen Typ interkultureller Musik dar, der auf dem Hintergrund aktueller Weltmusik-Konzeptionen überprüft wird. Es kommt freilich nicht von ungefähr, dass Ulrich Götte als einer der profiliertesten minimal music-Komponisten in Deutschland, sich stilistisch an Musik anlehnt, die einen traditionellen interkulturellen Bezug zur Gamelanmusik hat.
Der Komponist sagte, er hatte nicht das Interesse, etwas Interkulturelles zu schreiben. Zunächst habe ihn "einfach der Klang der Instrumente fasziniert, aber er habe sich noch nicht mit der Struktur der Gamelan Musik, sondern nur mit Instrumenten, Klängen und der Stimmung auseinandergesetzt". Zu den ersten Aufführungen sagt der Komponist 2022 rückblickend, dass es dem Publikum wohl ebenso wie ihm gegangen sei: "Ich glaube, das Publikum war davon ganz begeistert, aber man kann nie wissen, ob das Publikum das Stück gemocht hat oder ob es die Klänge indonesischer Instrumente gemocht hat.“
MIRA wurde 2022 erweitert und für eine zweite Premiere mit dem Gamelanensemble der Hamburger Elbphilharmonie vorbereitet. Izwischen hatte der Komponist drei Mal Java besucht und sich dort intensiv mit Gamelan auseinander gsetzt. In einem Vortrag 2021 bezeichnete er"Mira" nun als eine "interkulturelle KOmposition", die insofern an minmal music anknüpft als die Großen Minimalisten ja auch an indonesische Musik angeknüpft hätten. Die Partitur erwies sich mit ihren vertrackten Rhythmen als für die Hamburger Laiengruppe, die auch nicht nach "westlichen" Noten spielen konnte, als unaufführbar, obwohl sie inzwischen "westlich" und in Gamelan-Ziffern notiert war. Weitere Details: siehe Stand 2023.
Ausschnitt aus der Partitur 1997:
Materialien
Komplette Uraufführung (20 Minuten).
Programmheft der Uraufführung (pdf).
Partitur/Midifile der Version von 2022. Die Instrumente sind nicht korrekt gestimmt (spielen also 12-tönig temperiert "auf den schwarzen Tasten", pentatonisch.
Midilfe entweder Download oder direkt abspielen.
Teile der Version von 2022 virtuell gespielt unter Verwendung von Bremer Samples. (Das Midifile 2022 wurde über einen in MAX programmierten Sampleplayer in "Ableton Live for MAX" abgespielt.)