Das Oldenburger Klezmer-Projekt (seit 1997)

Vorbemerkungen zu Zielen und Methode

Die leitende Frage des Projekts ist es, wie Klezmermusik in Deutschland in musikpädagogischen, bildungspolitischen und künstlerischen Kontexten vermittelt werden kann. Ein Ziel des Projekts ist es, eine konstruktive Kritik an der in Deutschland verbreiteten ritualisierten Form von Holocaustpädagogik zu entwickeln, indem Klezmermusik als eine Form jüdischer/jiddischer Wirklichkeitsaneignung Ernst genommen wird. Der konzeptionelle Ansatz ist, dass wir "Klezmermusik in der Schule" unter interkulturelle Musikerziehung subsumieren und in den Dienst einer


ent-ritualisierten Holocaustpädagogik

stellen. Kurz gesagt verstehen wir hierunter einen Ansatz, der das "wirkliche" jüdische Leben in Geschichte und Gegenwart gegenüber einer ritualisierten Erinnerungskultur in den Vordergrund rückt.

Unser Projekt verknüpft dabei zwei Betrachtungsweisen (siehe auch Rubrik " Definitionen"!):  

Konkret bieten wir auf den vorliegenden Seiten:

In der Rubrik "Lehre":

Diese Materialien sind im Laufe von Jahrzehnten vielfach erprobt. Sie illustrieren auch, was ich unter dem "erweiterten Schnittstellenansatz" der Interkulturellen Musikerziehung verstehe und wie Szenische Interpretation in einen handlungsorientierten Schulalltag integriert werden kann.

In der Rubrik Musik" sind Beispiele für die Veranstaltungen unter "Lehre" als mp3, pdf und midi zusammen gestellt.

In einer weiteren Rubrik werden mehrere "Verzeichnisse" angeboten: ein Sachwortregister, eine Liste von mir empfohlener Noten und Literatur sowie ein Verzeichnis von Musiktiteln.

Schließlich werden in der Sektion "Forschung" meine einschlägigen Publikationen aufgeführt und zum Download angeboten.

Zum Vortrag: Klick auf das Bild.

In eigener Sache: Mein erstes Klezmer-Seminar an der Uni Oldenburg 1999 war das erste deutsche Seminar zu diesem Thema und wahrscheinlich sogar das erste wissenschaftliche Seminar zu Jüdischer Musik (zumindest nach 1945) in der Bundesrepublik. Das Seminar erweckte einiges Aufsehen: Ich erhielt für das Seminar den neu ausgeschriebenen Oldenburger "Preis für Gute Lehre". Das Potsdamer Institut für Jüdische Studien kooperierte mit uns. Das Seminar selbst war 4-stündig mit einem 2-stündigen Praxisteil, den Willem Garre leitete und aus dem die Klezmer-Band "Balagan" hervorgegangen ist, die 15 Jahre lang gespielt hat. Die Rahmenbedingungen für den Anfang waren ungewöhnlich, weil zu diesem Zeitpunkt auch in Oldenburg (inzwischen eingestellte) "Jüdische Studien" errichtet worden waren, in denen man als Schwerpunkt Musik studieren konnte. 1995 wurde die Synagoge der 1992 wieder gegründeten Jüdischen Gemeinde Oldenburgs eingeweiht. Die Kantorin war ebenfalls Musikstudentin, die das Seminar besuchte und in "Balagan" mitwirkte. Ebenfalls zeitgleich entwickelten Rita Ottens und Joel Rubin in Berlin ihre "Klezmer-Aktivitäten", brachten bei wergo erste authentische Klezmermusik heraus, publizierten 1999 bei dtv ein Standardbuch und polemisierten, wo sie nur konnten, gegen meinen didaktischen und politischen Ansatz, der besagte, dass Klezmermusik ohne den ritualisierten Respekt vor Jüdischkeit praktiziert werden kann. Ihr Ansatz wurde 2001 bei Bosse unter dem Titel "Jüdische Musiktraditionen" publiziert.

Dank! Da ich kein Jude, kein Profimusiker und auch kein täglich praktizierender Musiklehrer (mehr) bin, wurde ich bei diesem Projekt ganz entscheidend von drei Personen unterstützt, denen ich zu großem Dank verpflichtet bin: Aron Eckstaedt (der über Klezmer in Deutschland promoviert und in Israel geforscht hat, ein hervorragender Akkordeonvirtuose und heute Rektor des Jüdischen Gymnasiums in Berlin ist), Willem Garre (ein enger Mitarbeiter und Freund Giora Feidmans, egangierter Musiker, Dozent und begnadeter Klarinettenspieler) und Heidi Vogt (die als innovative Musiklehrerin mir und den Studierenden über 25 Jahre hinweg zur Verfügung gestanden hat und die ihre Schüler/innen erfolgreich dazu animiert hat, mit mir zusammen Experimente zu machen).